Tatsache ist, daß seit dem 2. Weltkrieg Gelder aus militärischen Quellen in die linguistische Forschung fließen. Diese Finanzierung erfolgte im wohlüberlegten Rahmen einer breiten Förderung verschiedener Wissenschaften. Entscheidende Stellen hatten erkannt, daß eine hochentwickelte Wissenschaft notwendige Basis für heute kriegsentscheidende Technologien ist. Zu dieser Förderung gehört die Unterstützung von Publikationen, Tagungen, Einzelprojekten und die Einrichtung von Sommerschulen. Neben dieser Grundlagenförderung stehen zunehmend auch konkrete Projekte im Vordergrund. Erschreckende Beispiele sind zwei Projekte im Rahmen der "Strategic Computing Initiative" (SCI). Eines ist das "Battle Management System", ein Expertensystem, das in natürlicher Sprache Verantwortungsträger in der Schlacht beraten soll. Ein anderes Projekt sieht die Entwicklung eines automatischen Kopiloten vor, der in Kampfflugzeugen gesprochene Befehle verstehen und ausführen kann und auf sprachlichem Wege Warnungen und Informationen weitergibt.
Aus den Tatsachen geht hervor, daß linguistische Forschung zu Rüstungszwecken in Anspruch genommen wird. Das läuft dem Sinn verantwortungsbewußter Wissenschaft entgegen. Demzufolge sind alle Linguistinnen aufgefordert, zu prüfen, inwieweit ihre wissenschaftliche Forschung militärisch anwendbar ist und in welchem Zusammenhang ihre Arbeit organisatorisch und finanziell steht.
Es gibt inzwischen immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse, die aus militärischen oder wirtschaftlichen Gründen geheimgehalten werden.
Bereits eine Teilnahme dient der Imagepflege militärischer Organisationen und trägt zur Akzeptanz ihres Engagements im wissenschaftlichen Bereich bei.
Die je viertägigen Tagungen geben den Studierenden sprachwissenschaftlicher Fächer Zeit und neue Anregungen, über ihre Studiensituation und die Situation ihrer Fächer zu diskutieren, Ideen darüber auszutauschen und gemeinsame Initiativen zu planen. Auf der 6. STUTS in Bonn trafen sich vom 22. bis 26.11. wieder viele Studierende bundesdeutscher Universitäten, was die Attraktivität dieser Tagung erneut deutlich machte. Es wurde in den Arbeitsgruppen u. a. über Tibeto-Birmanische Sprachen, Typologie, Indogermanistik, Patholinguistik, Fachschaft und auch über die Verbindung von Militär und Linguistik gesprochen. Dazu verabschiedete die Vollversammlung ohne Gegenstimme das oben abgedruckte Papier.
Angepasst für das Stuts.de Archiv von janwo März 2002